Sonntag, 23. Oktober 2016

Warum immer alle so cool?




Treffen in einem Café. Eine Vorgeschichte.

Zwei Personen sitzen sich gegenüber. Die Eine hat lässig ihre Beine übereinandergelegt und zupft an ihren fransigen Haaren. Die Andere gegenüber kramt in ihrer Tasche, tippt schnell eine Nachricht in ihr Smartphone und nimmt schwungvoll ihre Sonnenbrille heraus.

„Wie geht’s dir so?“, will die Eine wissen. „Gut. Läuft.“, antwortet die Andere und nickt lässig und spricht weiter:„Wie war dein Konzert, hab ein Foto bei deinem Instagram-Account gesehen“. „War gut“, gibt die Andere kund und rührt in ihrem Café. Danach ist Stille.



Bestimmt kennt auch ihr solch eine Situation, einfach weil ihr sie schon beobachtet habt oder weil ihr euch vielleicht hier wiedererkennt.


Ich frage mich: Warum müssen wir alle so cool sein?




Wir laufen durch die Straßen mit ausdruckslosen Gesichtern und ich bin mir fast sicher, dass, wenn uns jemand fremdes mal einfach so anlächeln würde, würde uns das ziemlich verunsichern. Wir könnten es sogar komisch finden. Aber nein, wir gehen oft noch einen Schritt weiter und sind der kühle, desinteressierte, ja fast gleichgültig wirkende (!!) Eisblock bei Freunden und Bekannten, die nicht zu unserem engsten Kreis gehören. Trotz allem posten wir in sozialen Netzwerken wie aufregend, facettenreich und, ja auch, wie cool unsere Leben so sind. Aber das ist uns ja  in Wirklichkeit vor anderen Menschen „total egal“. Widerspricht sich das nicht eigentlich?

Klar, wir neigen nicht mehr zur Begeisterung wie kleine Kinder, die das Strahlen nicht mehr aus dem Gesicht bekommen und ihrer Umwelt ihr tolles Erlebnis zum 10000 Mal erzählen. Und klar, könnten wir nicht einfach zu heulen anfangen und uns auf den Boden werfen, wenn es eben mal nicht läuft.

Aber wir könnten, je nachdem wie viel wir uns den Anderen öffnen wollen, ein Loch in die Mauer der Fassade hämmern. So würde es dem Anderen bestimmt nichts ausmachen, wenn wir mit roten Bäckchen 5 Minuten von dem Konzert vorschwärmen. Und wir würden uns auch kein Bein ausbrechen zu sagen, dass es eben mal nicht läuft.

Wir sollten wieder mehr Begeisterung in uns zulassen und Dinge einfach mal nur machen, weil sie uns Freude bereiten und nicht, weil sie ein besonders schönes Instagramfoto ergeben. Auch wenn ein Samstag auf der Couch mit Stricken vielleicht nicht das coolste Event ist. Wenn es dir aber Spaß macht, dann erzähl doch auch davon. Denn Begeisterung ist ansteckend und einfach  - cool. Bestimmt kann dein Gesprächspartner auch was dazu beisteuern, denn irgendwie muss man sich ja nach dem Instagramfoto wieder mit interessanteren Sachen beschäftigen ;-)




Und klar: Cool zu sein ist manchmal auch einfach nur cool und will getan sein.




Herbstsonntage eigenen sich doch perfekt zum Grübelieren (aber nicht zu lange).
Ich hoffe, ich konnte euch einen kleinen Gedankenanstoß geben.


Euch einen zauberhaften Sonntag!

2 Kommentare:

  1. Hallo,

    cool sein das war schon zu allen Zeiten ein Thema, aber die Varianten ändern sich stetig. Man kann ja "cool sein" auch im positiven Sinn sehen. Aber die negative Seite des "cool sein" hat meiner Ansicht seit der Massentauglichkeit von sozialen Medien und der Smartphones erheblich zugenommen.
    Aber das ist ja kein Grund zum Verzweifeln. Früher oder später werden sich die meisten Personen das auch bewusst und ändern ihre Verhaltensweise *hoffe ich zumindest*

    Liebe Grüße

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    1. Ja, da hast du Recht, cool sein kann man aus zwei Perspektiven verstehen und ich stimme dir mit deiner Meinung zur Selbstwahrnehmung bzgl der Smartphones auch total zu! Ich finde, einen kleinen Umschwung merkt man auch schon...

      Alles Liebe!
      fräuleinsonne

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