Treffen in einem Café. Eine Vorgeschichte.
Zwei
Personen sitzen sich gegenüber. Die Eine hat lässig ihre Beine
übereinandergelegt und zupft an ihren fransigen Haaren. Die Andere gegenüber
kramt in ihrer Tasche, tippt schnell eine Nachricht in ihr Smartphone und nimmt
schwungvoll ihre Sonnenbrille heraus.
„Wie
geht’s dir so?“, will die Eine wissen. „Gut. Läuft.“, antwortet die Andere und
nickt lässig und spricht weiter:„Wie war dein Konzert, hab ein Foto bei deinem
Instagram-Account gesehen“. „War gut“, gibt die Andere kund und rührt in ihrem
Café. Danach ist Stille.
Bestimmt
kennt auch ihr solch eine Situation, einfach weil ihr sie schon beobachtet habt
oder weil ihr euch vielleicht hier wiedererkennt.
Ich frage mich: Warum müssen wir alle so cool sein?
Wir laufen durch die Straßen mit
ausdruckslosen Gesichtern und ich bin mir fast sicher, dass, wenn uns jemand
fremdes mal einfach so anlächeln würde, würde uns das ziemlich verunsichern. Wir
könnten es sogar komisch finden. Aber nein, wir gehen oft noch einen Schritt
weiter und sind der kühle, desinteressierte, ja fast gleichgültig wirkende (!!)
Eisblock bei Freunden und Bekannten, die nicht zu unserem engsten Kreis
gehören. Trotz allem posten wir in sozialen Netzwerken wie aufregend,
facettenreich und, ja auch, wie cool unsere Leben so sind. Aber das ist uns ja in Wirklichkeit vor anderen Menschen „total
egal“. Widerspricht sich das nicht eigentlich?
Klar,
wir neigen nicht mehr zur Begeisterung wie kleine Kinder, die das Strahlen
nicht mehr aus dem Gesicht bekommen und ihrer Umwelt ihr tolles Erlebnis zum
10000 Mal erzählen. Und klar, könnten wir nicht einfach zu heulen anfangen und uns
auf den Boden werfen, wenn es eben mal nicht läuft.
Aber
wir könnten, je nachdem wie viel wir uns den Anderen öffnen wollen, ein Loch in
die Mauer der Fassade hämmern. So würde es dem Anderen bestimmt nichts
ausmachen, wenn wir mit roten Bäckchen 5 Minuten von dem Konzert vorschwärmen. Und
wir würden uns auch kein Bein ausbrechen zu sagen, dass es eben mal nicht
läuft.
Wir
sollten wieder mehr Begeisterung in uns zulassen und Dinge einfach mal nur
machen, weil sie uns Freude bereiten und nicht, weil sie ein besonders schönes
Instagramfoto ergeben. Auch wenn ein Samstag auf der Couch mit Stricken
vielleicht nicht das coolste Event ist. Wenn es dir aber Spaß macht, dann
erzähl doch auch davon. Denn Begeisterung ist ansteckend und einfach - cool. Bestimmt kann dein Gesprächspartner
auch was dazu beisteuern, denn irgendwie muss man sich ja nach dem Instagramfoto
wieder mit interessanteren Sachen beschäftigen ;-)
Und
klar: Cool zu sein ist manchmal auch einfach nur cool und will getan sein.
Ich hoffe, ich
konnte euch einen kleinen Gedankenanstoß geben.
Euch
einen zauberhaften Sonntag!
Hallo,
AntwortenLöschencool sein das war schon zu allen Zeiten ein Thema, aber die Varianten ändern sich stetig. Man kann ja "cool sein" auch im positiven Sinn sehen. Aber die negative Seite des "cool sein" hat meiner Ansicht seit der Massentauglichkeit von sozialen Medien und der Smartphones erheblich zugenommen.
Aber das ist ja kein Grund zum Verzweifeln. Früher oder später werden sich die meisten Personen das auch bewusst und ändern ihre Verhaltensweise *hoffe ich zumindest*
Liebe Grüße
Ja, da hast du Recht, cool sein kann man aus zwei Perspektiven verstehen und ich stimme dir mit deiner Meinung zur Selbstwahrnehmung bzgl der Smartphones auch total zu! Ich finde, einen kleinen Umschwung merkt man auch schon...
LöschenAlles Liebe!
fräuleinsonne